Soziologie

Die Multikulturalisten sind eine junge, gebildete Bevölkerungsgruppe

Die Multikulturalisten bilden eine überwiegend städtische Gruppe, in der Männer leicht in der Mehrheit sind (56 %). Es handelt sich um eine relativ junge und dynamische Bevölkerung: Fast 40 % sind unter 35 Jahre alt und 60 % sind jünger als 50 Jahre, wenngleich auch ein beachtlicher Anteil von über 50-Jährigen vertreten ist (40 %). Diese Gruppe zeichnet sich durch ein hohes Bildungsniveau aus, da fast die Hälfte (46 %) einen Hochschulabschluss besitzt, darunter 14 % mit einem Master-Abschluss oder höher.

Beruflich stellen die Multikulturalisten eine vielfältige Gruppe dar: Sie umfassen sowohl Führungskräfte und Facharbeiter (35 %) als auch Arbeiter und Angestellte (32 %). Einkommensmäßig gehören sie mehrheitlich zur Mittelschicht, wobei 61 % weniger als 3000 Euro pro Monat verdienen und ein Viertel von ihnen unter 1500 Euro liegt. Eine weitere Besonderheit dieser Gruppe ist ihr hoher Säkularisierungsgrad: 74 % bezeichnen sich als konfessionslos, was sie zu einer der atheistischsten Bevölkerungsgruppen macht. Geographisch sind sie fest in den großen Metropolen verankert, insbesondere in den Regionen Berlin, Brandenburg und Thüringen.

Wertesystem

Die Multikulturalisten sind gesellschaftlich äußerst progressiv, ökologisch stark engagiert und setzen sich für Gleichheit ein.

Die Multikulturalisten stehen für ausgeprägt progressive und ökologische Werte. Sie engagieren sich leidenschaftlich für kulturelle Vielfalt und den Schutz von Minderheiten. In gesellschaftlichen Fragen sind sie extrem progressiv und setzen sich vehement für die Rechte von Minderheiten sowie für eine offene und inklusive Gesellschaft ein. Sie befürworten eine liberale Einwanderungs- und Integrationspolitik und lehnen jede Form von identitärer Abschottung ab.

In ökologischer Hinsicht ist diese Gruppe besonders engagiert – man könnte sie sogar als „ökologische Aktivisten“ bezeichnen. Ihre Positionen gehen über den herkömmlichen Umweltschutz hinaus, und sie sind bereit, drastische Maßnahmen zum Schutz der Umwelt zu unterstützen. Außerdem sind sie zutiefst europäisch gesinnt. Das europäische Ideal spricht sie stark an, nicht nur wegen der Werte der Zusammenarbeit und des Friedens, sondern auch aufgrund der Vision einer offenen und vernetzten Welt.

Darüber hinaus lehnen sie jede Form des Autoritarismus entschieden ab. Sie sind äußerst anti-autoritär und setzen sich für ein dezentralisiertes Regierungsmodell ein, das parlamentarische Machtstrukturen den konzentrierten Modellen vorzieht. In wirtschaftlichen Fragen befürworten sie eine starke Umverteilung des Wohlstands und unterstützen umfassend soziale Hilfsprogramme. In der Außenpolitik stehen sie der Einflussnahme Russlands kritisch gegenüber, da sie deren Werte als unvereinbar mit ihren demokratischen Idealen und Menschenrechtsvorstellungen betrachten.

Politische Ausrichtung und Wahlverhalten

Die Multikulturalisten wählen ausschließlich linke und ökologische Parteien

Politisch sind die Multikulturalisten eine sehr engagierte Gruppe, die selten den Gang zur Wahlurne versäumt. Bei den Bundestagswahlen 2021 lag die Wahlbeteiligung dieser Gruppe bei 84 % und blieb auch bei den Europawahlen 2024 mit 81 % hoch. Ihre Präferenz gilt eindeutig linken und ökologischen Parteien, wobei die Grünen klar favorisiert werden und bei den Wahlen 2021 48 % und 2024 43 % ihrer Stimmen erhielten. Nach den Grünen folgt die SPD, die bei den Bundestagswahlen 2021 auf 26 % und bei den Europawahlen 2024 auf 18 % kam, gefolgt von der Linken mit 14 % und 10 %.

Die Prognosen für die Bundestagswahlen 2025 deuten auf eine weitere Stärkung der Grünen innerhalb dieser Gruppe hin, mit einer erwarteten Stimmenanteil von 55 %. Die SPD folgt mit 19 %, und die Linke dürfte stabil bei etwa 18 % bleiben. Die Multikulturalisten sind somit eine solide Wählerschaft für die Linke und schließen rechte sowie extrem rechte Parteien konsequent aus. Ihrer Werte treu bleibend, stimmen sie für Parteien, die ihre ökologischen, sozialen und progressiven Ziele teilen.